BeschreibungEine unvergessliche Biketour auf der gegenüberliegenden Seite dieses Planeten
Picton, 30.09.2009
Heute solls endlich losgehen. Wir haben Gestern hier im kleinen Hafenstädtchen Picton am oberen Ende der neuseeländischen Südinsel unseren Proviant für 2 Tage organisiert, uns mit dem Postboot auf die Fahrt nach Ship-Cove geeinigt und für die nächste Nacht im Punga Cove Resort auf dem Queen Charlotte Track schon mal ein Zimmer reserviert. Und nun das; um 7 Uhr Morgens weckt uns ein in den letzten Tagen nur zu vertrautes Geräusch. Heftiger Regen trommelt auf das Dach unseres Motels. Was sollen wir nun machen ? Nach einem Blick auf das Wetterradar entscheiden wir uns spontan dafür die „Übung“ um einen ganzen Tag zu verschieben. Der Trail soll angeblich bei Regen fast unpassierbar sein. Zudem kanns ja nicht sein dass wir um die halbe Welt Reisen um dann im „Dauerregen“ zu Biken. Da wir glücklicherweise als Individual-touristen unterwegs sind, gönnen wir uns also diese Verschiebung und den Ruhetag in Picton.
Picton; 01.10.2009
Gestern Nachmittag hat dann der heftige Regen in der Gegen des Queen Charlotte Sounds wirklich nachgelassen, gegen Abend zeigte sich gar die Sonne. Wir hoffen dass die Trails nun nicht mehr gar so tief und dreckig sein werden. Nach einem feinen „Breakfast“ direkt am Pier wagen wir den Start und stechen um genau 09.30 in See. Sie haben richtig gelesen, unsere 2 tägige Biketour beginnen wir mit einer Bootsfahrt von ca 1 Stunde Dauer von Picton bis nach Ship-Cove, dem eigentlichen Ausgangspunkt es Queen Charlotte Tracks. Diese geschütze Bucht „Ship-Cove“ wurde übrigens vom bekannten britischen Seefahrer und Entdecker James Cook am 15. Januar 1770 auf seiner ersten Südseereise zum ersten Mal angelaufen. James Cook gilt aber übrigens nicht als Entdecker Neuseelands. Diese Ehre gebührt dem Niederländer Abel Tasman, welcher bereits im Jahr 1642 in der heutigen Golden Bay, etwas 120 km nordwestlich von Ship-Cove, ankerte. Erklärt hat uns das alles unser freundlicher Skipper auf dem Postboot. Nach dieser Überfahrt mit ihm kennen wir nun die Namen jede Insel und jede Bucht im Queen Charlotte Sound, sowie den Stammbaum jedes Maorihäuplings in der Gegend.
Noch auf dem Landungssteg (siehe Bild oben) stellen wir unser GPS-Gerät auf Null, klicken unsere Bikeschuhe in die SDP-Pedalen und starten zum Abenteuer „Queen Charlotte Track by Bike“. Das Wetter zeigt sich für die Jahreszeit von seiner besten Seite. Mehrheitlich sonnig, angenehme 16° und nur schwacher Wind bei ganz wenig Wolken. Wir sind froh den Trip um einen Tag verschoben zu haben. Bereits kurz nach dem Abstecher und Besuch beim James Cook Denkmal geht’s dann schon richtig zur Sache. Wir merken schnell dass wir uns auf einem offiziellen „Wanderweg“ bewegen und die fleissigen Trailbauer vom DOC (Department of Conservation) keine Zeit mit dem Bau von zu vielen Serpentinen vergeuden wollten. Der gut ausgebaute Trail führt uns daher schon unmittelbar nach dem Start sehr steil durch den dichten Urwald in Richtung des ersten Aussichtspunktes. Wir sind überwältigt und genissen in vollen Zügen. Stellenweise führt der Trail einem Tunnel gleich durch den dichten Urwald. Dann gibt die Vegetation die vor allem aus riesigen Farnen (Cyathea dealbata) besteht den Blick plötzlich wieder frei auf das Meer das nun schon etwa 200 Meter unter uns in der Sonne glänzt, auf die unzähligen Buchten und die vielen Inseln im Queen Charlotte Sound.
Nach einer guten Stunde machen wir auf einem kleinen Pass eine erste Rast. Gemäss unserem GPS haben wir bisher erst 7.5 km geschafft. Kann das sein ? Ja, stimmt. Der immer noch recht lehmige Boden, die bisher bereits fast 500 Höhenmeter und die Fotostops lassen uns langsamer vorankommen als wir uns das vorgestellt haben. Das beunruhigt uns aber nicht weiter. Die erste Tagesetappe ist mit gut 26 km bis Punga Cove auf dem Bike darum auch entsprechend kurz. Die von den Rangern auch auf diesem kleinen Pass genau am richtigen Ort aufgestellten Bänke und Tische laden Biker und Wanderer geradezu zu einer Pause ein. Und dann dieser Ausblick: Blauer Himmer, blaues Meer und scheinbar endloser Urwald. Und soweit das Auge reicht keine Spuren von Zivilisation. Wenn nicht hin uns wieder ein kleines Boot weit unten durch einen der Fjorde fahren würde… So oder ähnlich stellen wir uns das Leben von Robinson vor.
Dieser 2. kleine Pass des Tages führte uns auf immerhin 220 m hinauf. Wohlgemerkt direkt vom Meererspiegel, also von 0 Meter. Nun geniessen wir die langezogene Abfahrt. Der Trail ist nach wie vor sehr gut ausgebaut und zwischen einem und zwei Meter Breit. Trotzdem ist Vorsicht angebracht. Die vielen nassen Wurzeln und Steintritte in Kombination mit dem nassen Laub das vom letzten Sturm noch überall herumliegt machen die ganze Sache doch sehr rutschig und anspruchsvoll.
Unser Trail führt uns nun praktisch direkt dem Meer entlang tief in die Endeavour Bucht hinein. Wir passieren einige Häuser und Lodges die vor allem von den vielen Wanderern auf diesem Track frequentiert werden, sei es für eine Mahlzeit oder für eine Übernachtung. Bei km 14 machen wir dann unseren „Mittagshalt“. Der wundeschön gelegene und grosszügigen Fournaux-Lodge sollte kein hungriger und durstiger Biker widerstehen. Auf der Veranda mit Meersicht bestellen wir uns Drinks und Nachos und geniessen das tolle Wetter, die Aussicht und die relaxte Stimmung am anderen Ende der Welt. Plötzlich werden die Leute neben uns unruhig. Die Blicke wandern alle zum nahen Strand. Was ist da los ? Dolphins ! ruft dann jemand. Und schon rennen fast alle Gäste die 30 Meter zum Strand um der Delphin-Familie zuzuschauen, welche nur wenige Meter entfernt ihre Schwimmübungen und Spiele abhalten. Mit Murmeltieren und Gemsen kannten wir uns bisher als Biker aus, aber Delphine sind neu. Tolles Erlebnis.
Bis ans Tagesziel fehlen uns nach der „Mittagspause“ noch etwa 9 km. Dafür „genehmigten“ wir uns dann aber schlussendlich über zwei Stunden. Wir haben ja keinen Stress, machen diverse Fotostops und lassen einfach die exotische Ambiente mit dem Meer, dem dichten Urwald mit den urtümmlichen Planzen links und rechts des Trails auf uns wirken. Unterwegs erblicken wir nochmals unsere Delphinfamilie vom Mittagessen. Sie schwimmen ruhig dahin und geniessen offenbar ebenfalls das gute Wetter. Kurz nach 17.00 erreichen wir dreckig und doch müde nach einem langen Tag aber sehr glücklich das einmal mehr traumhaft gelegene Punga Cove Resort. Nach Bike- Kleider und Körperpflege geniessen wir das feine Nachtessen. Das ganze Resort ist übrigens jetzt in der Vorsaison noch sehr ruhig. Das freundliche Personal hat Zeit für einen Schwatz. Wie es hier wohl in der Hochsaison zu und her geht ?
Punga Cove Resort; 02.10.2009
Heute liegt die 2. Etappe mit 43 km auf dem QCT vor uns. Nachdem wir Gestern nicht gerade mit einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit aufwarten konnten, wollen wir Heute Morgen deshalb früh losfahren. Nach einem feinen Frühstück und besten Wünschen des Personals für die Weiterfahrt starten wir also schon um 08.00 Uhr zur 2. Etappe. Die guten Wünsche halten allerdings nicht sehr lange. Schon nach wenigen hundert Metern versagt das Tubeless-Ventil an meinem Hinterrad. Plattfuss. Dass kann ja heiter werden… Zum Glück haben wir genug Ersatzmaterial dabei. Also Tubeless-Ventil demontieren, einen normalen Schlauch einbauen und wieder Pumpen. Dann kanns weiter gehen.
Nach wenigen Kilometern stehen wir einmal mehr auf einem kleinen Pass. Gemäss unserer Topo Karte auf dem GPS ist das der Kenepuru Sattel mit wunderbarer Aussicht auf den Queen Charlotte Sound mit all seinen Buchten und auf den gleichnamigen Kenepuru Sound im Nordwesten. Unser Track beweg`t sich nun für viele Kilometer auf einer Höhe zwischen 200 bis 300 Meter auf einem langezogenen Hügel zwischen den beiden Meeresarmen, dem QueenCharlotte Sound und dem Kenepuru Sound. Entsprechend genissen wir laufend einen unglaublichen Ausblick auf das Meer und die umliegende Landschaft.
Etwa bei Kilometer 20 liegt plötzlich Picton vor uns. In nur gerade 8 km Entfernung (Luftlinie) erblicken wir die kleine Stadt und den Hafen von wo wir Gestern gestartet sind. Allerdings haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Der Track folgt ja den vielen Krümmungen all der versteckten Meeresarme und Buchten. Nach einer längeren Abfahrt mit atemberaubenden Ausblicken aufs Meer und auf Picton kreuzen wir mit der Kene-puru-Road welche das bekannte Portage Resort sowie weitere entlegene Siedlungen mit der Zivilisation verbindet, erstmals seit dem Start Vormittag Gestern wieder eine asphaltierte Strasse.
Hier folgt nun ein ziemlich brutaler und steiler Anstieg auf über 400 Meter Höhe. Das tönt zwar nach wenig, aber es beginnt halt jeweils fast bei 0 Meter. Zudem spüren wir nun die Wärme und die bisherigen Kilometer in den Beinen. Der Preis für den in Strömen fliessenden Schweiss ist aber einmal mehr eine atemberaubende Aussicht auf unzählige Meersbuchten, Fjorde und Inseln. Unglaublich. Nach einer kniffligen Abfahrt und einer weiteren Gegensteigung erreichen wir die Kreuzung mit der Onahua-Road.
Gemäss Angaben auf der durchwegs sehr professionellen Wegmarkierung vom DOC sind es ab hier noch etwa 12 Kilometer bis ans Ende des Queen Charlotte Tracks in Anikawa. Der Track weist nun keine grösseren Steigungen mehr auf. Es ist ein sanftes auf und ab, zum Teil versteckt im dichten Urwald, dann wieder über offene Weiden und Farmland. Kurz vor dem Ziel führ der Track im Bereich der Umungata Bay direkt dem Meer entlang. Reiher und Enten sucher hier ihr Futter und lassen sich von den beiden wilden Tieren auf ihren Stahlrössern mit den dicken Reifen nicht stören.
Wie in einem grossen Traum geniessen wir die immer wieder neuen Szenen auf diesem tollen Track. Noch zwei Kilometer, noch ein Kilometer. Immer noch Biken wir durch dichten Busch und Urwald mit meterhohem Silberfarn, dem neuseeländischen Nationalgewächs, nur wenige Meter vom Meer entfernt. Viel zu schnell haben wir es geschafft, die Zivilisation hat uns wieder. Der „Ride“ auf dem Queen Charlotte Track ist Geschichte. In unserer Erinnerung wird er aber noch lange einen Ehrenplatz einnehmen.
Wichtige Hinweise: - Der Track ist wegen dem grossen Andrang an Wanderern jeweils vom 1. Dezember bis 28. Februar für Biker geschlossen. - Die Fähre von Anakiwa zurück nach Picton fährt nur in der Hoch-saison, daher eventuell am Vortag ein Auto in Anakiwa abstellen. - Auf dem ganzen Track gibt es neben den beschrieben Lodges keine Einkaufsmöglichkeiten und kein Trinkwasser, daher immer genüg Verpflegung und Getränke mitführen !
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Fotoalbum (Ergänzung)
Die Bootsfahrt von Picton zum Startpunkt des Tracks bei Ship-Cove dauerte knapp eine Stunde.
Die eigentliche BikeTour auf dem legendären Queen Charlotte Track beginnt direkt auf dem Landungssteg...
Eindrückliche Landschaft im Marlborough Sound mit unzähligen Meeresbuchten und tropischem Urwald sind das Markenzeichen des Queen Charlotte Tracks.
Toller Ausblick auf die grandiose Landschaft.
Toller Ausblick auf die grandiose Landschaft.
Rast bei der Fourneaux Lodge
Nachtausnahme beim Punga Cove Resort.
Der grösstenteils sehr gut ausgebaute Trail führt teilweise durch dichten Urwald.
Der grösstenteils sehr gut ausgebaute Trail führt teilweise durch dichten Urwald.
Der grösstenteils sehr gut ausgebaute Trail führt teilweise durch dichten Urwald.
Schöner als im Prospekt. Ausblick auf das Meer und die umliegenden Berge...
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